

Dutzende Ostermärsche in Deutschland mit Forderung nach Frieden
In dutzenden Städten und Gemeinden in Deutschland haben Demonstrierende am Samstag auf den traditionellen Ostermärschen ihrem Wunsch nach Frieden Ausdruck gegeben. Beherrschende Themen waren in diesem Jahr die geplante Aufrüstung in Deutschland, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Lage im Nahen Osten. Die Teilnehmerzahlen blieben überschaubar: In Berlin etwa kamen nach Polizeiangaben bei schlechtem Wetter rund 1800 Menschen zum Ostermarsch zusammen.
Der Sprecher des Ostermarschbüros, Willi van Ooyen, zeigte sich zufrieden mit der Mobilisierung. Es sei zu erwarten, dass die Beteiligung etwas höher als in den vorangegangenen Jahren liege, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt nun eine neue Betroffenheit, eine eigene Betroffenheit, beim Thema Frieden", sagte er. Als Beispiele nannte van Ooyen die Debatte über eine Wehrpflicht und die Aufrüstung der Bundeswehr. Dies sorge für Zulauf gerade auch von jüngeren Menschen.
Dass es Deutschlandweit rund 100 Ostermarsch-Aktionen gebe, zeige zudem, dass "die Friedensbewegung in der Lage ist, für Frieden und Abrüstung gegen die Militarisierung nach Innen und Außen Aktionen zu organisieren", sagte van Ooyen. Ein Überblick zu den Zahlen der Teilnehmenden lag den Organisatoren am Nachmittag noch nicht vor. In Stuttgart hätten 4500 Menschen teilgenommen, in Kassel 1500, sagte van Ooyen.
"Die Ostermärsche richten sich in diesem Jahr besonders an die neue Regierung und fordern von ihr, dass Deutschland friedensfähig statt kriegstüchtig wird", erklärte Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative, das die Veranstaltungen koordiniert. "Statt neue Schulden aufzunehmen und zig Milliarden Euro für Aufrüstung auszugeben, sind Abrüstungsverträge und eine kluge Diplomatie gefragt."
Auf diese Weise müsse auch ein Ende des Kriegs in der Ukraine erreicht werden, forderte Golla. Es müsse "an einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur in Europa gearbeitet werden, die der Ukraine Frieden garantiert und Russland langfristig mit einschließt".
Mit den Ostermärschen zeige die Friedensbewegung, dass sie sich "dem Zwangsdenken von Kriegspropaganda, Kriegsdrohungen und Kriegen" verweigere, erklärte das Ostermarschbüro in Frankfurt am Main. "Sie hält fest an ihrer Vision von einer Welt ohne Atomwaffen, von einem entmilitarisierten Europa der Völkerverständigung und einem Deutschland, von dessen Boden kein Krieg, sondern Frieden ausgeht."
Der Samstag war der Haupttag der traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung. Einige Veranstaltungen waren aber auch für Ostersonntag und für Montag geplant.
Die Ostermärsche der Friedensbewegung sind in Deutschland traditionell dezentral organisiert. Die Veranstaltungen in den unterschiedlichen Städten stehen dementsprechend unter verschiedenen Mottos. So steht der Ostermarsch in Bonn unter dem Motto "Ja zum Frieden - Nein zur Kriegstüchtigkeit". In Kassel heißt es "Frieden - Abrüstung - Klimaschutz - Kommt zum Ostermarsch" und in Leipzig "Gegen Aufrüstung und Sozialabbau".
Die Ostermärsche in Deutschland finden seit den 1960er Jahren statt. Den größten Zulauf verzeichneten sie in den 80er Jahren im Kalten Krieg, als hunderttausende Menschen daran teilnahmen. In den vergangenen Jahren war die Mobilisierung deutlich geringer ausgefallen, die Teilnehmerzahlen reichten in der Regel von einigen hundert bis in den niedrigen vierstelligen Bereich.
J.Hoffmann--NRZ