

"Wladimir, Stopp!": Trump fordert Ende russischer Angriffe auf die Ukraine
Nach einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew mit mindestens zwölf Todesopfern hat US-Präsident Donald Trump ein Ende der Bombardierungen gefordert. Er sei "nicht glücklich über die russischen Angriffe auf Kiew", schrieb Trump am Donnerstag in Onlinediensten. "Wladimir, Stopp!", mahnte er an den russischen Staatschef Wladimir Putin gerichtet. Berlin, Brüssel, Paris und London warfen Moskau vor, mit seinen Angriffen Bemühungen um einen Frieden zu untergraben.
Die Angriffe seien "nicht notwendig" und erfolgten mit einem "sehr schlechten Timing", schrieb der US-Präsident weiter. Jede Woche würden 5000 Soldaten in dem Krieg getötet, erklärte der US-Präsident. "Lasst uns das Friedensabkommen fertigstellen!"
"Mindestens zwölf getötete Zivilisten und über 90 Verletzte, darunter sechs Kinder: Das ist Putins 'Friedensbilanz' von letzter Nacht", erklärte das Auswärtige Amt in Berlin nach dem Angriff in Kiew. Es sei allein Russland, das den Frieden in der Ukraine und Europa weiter blockiere. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warf Russland eine Verhöhnung der Friedensbemühungen vor. "Das ist kein Streben nach Frieden, sondern dessen Verhöhnung", erklärte sie im Onlinedienst Bluesky. Das "wahre Hindernis" auf dem Weg zum Frieden sei "nicht die Ukraine, sondern Russland".
"Während ukrainische Minister in London auf einen Frieden hinarbeiteten, hat Putins Russland das ukrainische Volk angegriffen", erklärte der britische Außenminister David Lammy im Onlinedienst X. "Das sind nicht die Taten eines Mannes des Friedens".
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warf Putin vor, mit der Bekundung angeblicher Friedensabsichten in der Ukraine zu lügen. Putin sage den US-Unterhändlern, dass er Frieden wolle, und bombardiere gleichzeitig das Nachbarland. "Die einzige Sache, die Präsident Putin tun muss ist, endlich aufzuhören zu lügen", betonte Macron.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkürzte wegen der Angriffe einen Besuch in Südafrika und beklagte, auf Moskau werde kein Druck ausgeübt, seine Angriffe zu beenden. "Ich sehe keinen starken Druck auf Russland oder irgendwelche neuen Sanktionspakete gegen Russlands Aggression", sagte er.
Nur wenige Stunden vor dem erneuten russischen Angriff auf die Ukraine hatte Trump erklärt, er sehe in den seit Monaten andauernden Verhandlungen über eine Beendigung des Ukraine-Krieges eine Einigung mit Russland erreicht. US-Medien zufolge kommt ein von den USA vorgelegter Vorschlag für eine Waffenruhe den russischen Forderungen weit entgegen. Demnach könnten die USA die russische Besatzung der ostukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja faktisch anerkennen, ebenso die 2014 erfolgte Annexion der Halbinsel Krim durch Russland.
Den Berichten zufolge will Washington Moskau zudem garantieren, dass die Ukraine niemals der Nato beitreten wird. Die Ukraine soll laut "Axios" eine "robuste Sicherheitsgarantie" unter Beteiligung europäischer und nicht-europäischer Staaten erhalten. Unklar sei aber, wie ein möglicher friedenssichernder Einsatz konkret organisiert wäre und ob die USA daran beteiligt wären.
Selenskyj hatte eine Abtretung der Krim mehrfach ausgeschlossen und betont, dass ein solcher Schritt gegen die ukrainische Verfassung verstoßen würde. Trump bezeichnete Selenskyjs Haltung als "sehr schädlich für die Friedensverhandlungen mit Russland".
Der von den US-Medien kolportierte Vorschlag stieß unter anderem in Deutschland auf scharfe Kritik. Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter nannte ihn eine "Kapitulationsurkunde". Weder Europa noch die Ukraine könnten dem zustimmen, "weil unsere Sicherheit dann erst recht gefährdet wäre", sagte er dem ARD-Morgenmagazin.
Die ukrainsche Luftwaffe meldete insgesamt 70 Raketen- und 145 Drohnenangriffe auf ukrainisches Gebiet in der Nacht zum Donnerstag. In Kiew wurden bei dem Angriff am frühen Morgen nach Angaben der Rettungsdienste mindestens zwölf Menschen getötet und 90 weitere verletzt. Tödliche Angriffe auf die Hauptstadt, die besser geschützt ist als andere Städte des Landes, sind selten.
A.P.Lehmann--NRZ